Psychoanalyse als Wissenschaft und als Behandlungsmethode

Als Wissenschaft bewegt sich die Psychoanalyse im Spannungsverhältnis zwischen Tiefenhermeneutik und Naturwissenschaft, zwischen Individuum und Kultur, zwischen Tradition und Innovation, zwischen Phantasie und Realität, zwischen Trieb und Abwehr. Als Methode bewegt sie sich im prozesshaften Dialog zwischen zwei (oder mehr) Personen, zwischen Analytiker/in und Analysand/in / Paaren / Gruppen. Dieser Dialog soll Einblicke in jene Geflechte von Fühlen, Denken, Phantasieren und Verhalten ermöglichen, die den am psychoanalytischen Prozess Beteiligten mitunter als irrational, rätselhaft, eigenartig erscheinen.

Das Feld der Psychoanalyse ist das Unbewusste, genauer: die Erforschung der Schicksale von unbewussten Triebregungen, von Ursprüngen und späteren Ausgestaltungen des sexuellen, erotischen Begehrens. Die psychoanalytische Behandlung zielt nicht primär auf bloße Rückführung aktueller Symptome, Konflikte etc. auf belastende, beschämende Kindheits-erlebnisse. Vielmehr geht es um ein komplexes, körperlich und seelisch bedeutsames Beziehungsgeschehen zwischen Analytiker/in und Analysand/in, das sich allmählich entwickelt.