Aktuelles

Veranstaltungshinweis: Frühjahrsgespräche 2024

Unter dem Titel: Warum die Psychoanalyse an der sexuellen Differenz festhält.” finden auch dieses Jahr unsere Frühjahrsgespräche in der Villa Sonnwend (Roßleithen) statt. Datum der Veranstaltung ist der 12. bis 13. April 2024. Näheres zu Programm, Inhalt und Tagungsort finden Sie hier: 


Psychotherapiegesetz NEU

Im Januar 2024 wurde vom Gesundheitsministerium ein Gesetzesentwurf zum neuen Psychotherapiegesetz veröffentlicht. Die wichtigsten Diskussionspapiere, sowie die Stellungnahme seitens des APLG finden Sie unten.


Veranstaltungshinweis: Frühjahrsgespräche 2023

Unter dem Titel: „Befreit die Psychoanalyse? Befreit die Psychoanalyse!“ finden auch dieses Jahr unsere Frühjahrsgespräche in der Villa Sonnwend (Roßleithen) statt. Datum der Veranstaltung ist der 14. bis 15. April 2023. Näheres zu Programm, Inhalt und Tagungsort finden Sie hier: Frühjahrsgespräche 2023


Nachruf

Wir trauern um unser Ehrenmitglied, Univ.-Prof. Dr. Rainer Danzinger, der am 9. 1. 2023 plötzlich verstorben ist.

Rainer Danzinger hat sich intensiv und häufig mit Tod und Sterben auseinandergesetzt, darüber wissenschaftliche Aufsätze geschrieben und Vorträge gehalten. So schrieb er in seinem Aufsatz „Der Tanz mit dem Tod“ (2016) u.a.: „Wenn wir nun in einer geliebten anderen Person (…) wichtige Anteile unseres Selbst deponiert haben, und diese Person stirbt, dann sterben unsere Anteile mit ihr mit.“ So geht auch uns, etwas von uns selbst ist mit ihm gestorben.

Rainer Danzinger wies weiters darauf hin, dass die Vorstellung, wonach die Tage unseres „geliebten Ichs“ gezählt sind, zu den schlimmsten narzisstischen Kränkungen überhaupt gehört. Mehr noch – so Rainer weiter: unsere Vorstellung von Tod und Sterben ist mit der Vorstellung einer Rückkehr in das Innere der Mutter und damit mit „vielen schrecklichen Drohungen.“(!) verbunden. Seinen Überlegungen und Vorstellungen über unser Sterben müssen wir ihm nicht folgen, es sind Vorstellungen. Hermann Hesse z.B. sprach nicht von Drohungen bei der Rückkehr zur Mutter im Sterben. In seiner Erzählung „Narziss und Goldmund“ (1930) schrieb Hesse folgendes: „Ich hoffe, der Tod werde ein großes Glück sein, ein Glück, so groß wie das der ersten Liebeserfüllung.“- bei und durch die Mutter: „OhneMutter kann man nicht lieben, ohne Mutter kann man nicht sterben“. Wir wissen nichts über den Tod, wir haben keine Erfahrungen damit.

Rainer Danzinger wurde als zweites von drei Kindern des Ehepaars Eduard und Maria in Salzburg geboren. Als er noch kaum zwei Jahre alt war, ist sein Vater in der letzten Kriegswoche in der Oststeiermark gefallen. Seine Mutter musste mit den drei Kindern zu den Großeltern nach Graz ziehen. Das Herumziehen in Österreich in Rainers Leben nahm so seinen Anfang. 

Ich persönlich empfand Rainer als einen der wenigen wirklichen Österreicher, der nicht am Ort der Geburt – fälschlich genannt „Heimat“ – festgenagelt ist, sondern der es liebt, durch die Welt zu „flanieren“, die Welt auszukosten. Graz war seine Heimat, so wie Salzburg, Wien Japan, England, Deutschland usw. Er entschied immer wieder von Neuem, wann er Abschied nehmen und an einen anderen Ort ziehen wollte. 

Das zeigte sich auch in seiner Berufslaufbahn: Nach dem Studium in Medizin, Psychologie und Soziologie in Graz und diversen Studienaufenthalten in Deutschland und England arbeitete er als Assistenz- und Oberarzt an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Neurologie in Graz. In diesen Jahren machte er die Ausbildung zum Psychoanalytiker und Gruppenpsychoanalytiker, arbeitete auch in der Männerstrafanstalt Graz-Karlau und gründete bzw. leitete gemeinsam mit Gert Lyon das Beratungszentrum für psychische und soziale Fragen in Graz. 

Für viele überraschend verließ Rainer Danzinger 1982 Graz, um die Funktion eines Primarztes am Landeskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie in Gugging, also in Niederösterreich zu übernehmen. Dort blieb er bis 1991. Parallel dazu, nämlich von 1989 und 1990 war er Leiter des Wiener Arbeitskreises für Psychoanalyse. In dieser Zeit entfaltete er ein durchaus selbst-bewusstes Verhältnis zur Macht – so wurde mir das jedenfalls immer wieder erzählt. 

Das war auch die Charakterisierung Rainer Danzingers, die ich aus Salzburg vernahm, wo er von 1991 bis 1996 die Führung der Abteilung für Psychiatrie der Landesnervenklinik übernahm und von 1993 bis 1996 den Salzburger Arbeitskreis für Psychoanalyse leitete. Rainer war im Rahmen der österreichischen Psychiatrie und Psychoanalyse als mächtiger Mann zu sehen. Mein Eindruck war, dass er das auch genoss. In Widerspruch (?) dazu stand, dass er 1994 in Salzburg ein Symposium zum Thema „Psychoanalyse der Weiblichkeit“ initiierte. 

Sein Abschied von Salzburg 1996 war für manche Salzburger Kolleginnen und Kollegen wieder einmal überraschend. Ich meine, es war darin auch ein Wunsch nach Rückkehr bemerkbar. Von 1996 bis zu seiner Pensionierung leitete er dann in Graz als ärztlicher Direktor die Landesnervenklinik Sigmund Freud. Er entfaltete auch hier eine ungemein rege Tätigkeit als „Psychiatriemanager“, Wissenschaftler, Psychoanalytiker usw. usw. Im Grazer Arbeitskreis war er Lehranalytiker, übernahm aber keine Leitungsfunktion. 

Rainer Danzinger trat auf der (politischen) Bühne meist sehr selbstbewusst auf, was in einem Land, in dem adeliger Feudalismus und Untertanenungeist bis heute erschreckend stark verbreitet sind, ihm offenbar als wichtig und richtig erschien. Der ehemals zottelige „Alt- Achtundsechziger“ imponierte nun als stets gepflegter, wohlriechender Krawattenträger. Machtpolitisch changierte Rainer in diesem Lebensabschnitt zwischen „gutem Fürst“ und Anarchist – es ging ihm einerseits um die machtpolitische Durchsetzung von Reformideen und andrerseits um die Aufrechterhaltung eines emanzipatorischen Antiinstitutionalismus. Anders formuliert: nach Rainer Danzingers Auffassung schließt freundliches Zusammenleben den Konflikt nicht aus. Was Freundlichkeit meint, sind Beziehungen, in denen man Konflikte überleben kann.

Was mir persönlich bei Rainer u.a. gefiel, war sein gewisses Schmunzeln, sein sehr freundliches Lächeln, eine Form von Humor, die ich auch als Schüchternheit und Einladung für Gespräche und Diskussionen mit ihm empfand. Wir stimmten darin überein, dass Debatten ihre Zeit brauchen. Die fanden wir bei der ein oder anderen Skitour, zu deren Anfang wir eine Flasche Weißwein und Gläser im Schnee vergruben, um nach der Tour anzustoßen. Das geschah nach unserer übereinstimmenden Einsicht, die Marc Aurel so treffend formulierte: „Mit Essen, Trinken und durch Zaubermittel sind wir bemüht, das Schicksal abzuwehren und den Tod.“

Bald nach seiner Pensionierung verließ Rainer Graz und ließ sich in Wien nieder. Er verließ Graz aus Liebe zu Junko. Junko und Rainer hatten sich in Graz kennengelernt. Über ihren weiteren Weg erzählte mir Junko folgendes: „Es bot sich mir die Möglichkeit an, mich für eine Stelle als Bratschistin an der Wiener Volksoper zu bewerben. Bevor ich mich dafür beworben habe, fragte ich Rainer, wie er denkt. Er sagte mir: ‚Probier´ es, ich unterstütze Dich, wenn Du die Stelle gewinnst, komme ich mit nach Wien. Ich bleibe bei Dir.‘ Das hat er wirklich getan.Aus Graz wegziehen war für ihn nicht leicht. Trotzdem hat er das für mich getan.“

Nachdem Rainer von Graz nach Wien verzogen war, besuchte er uns häufig in Graz, hielt Vorträge und wirkte in der Ausbildung mit. Und er nahm sich Zeit für eine weitere Leidenschaft, von er schon seit längerem ergriffen war, nämlich dem Malen. Zuletzt stellte er seine Bilder im Dezember in Graz aus, gemeinsam mit Erwin Schwentner, mit dem er sich künstlerisch sehr verbunden fühlte. Von (vereins-)politischen Aktivitäten zog er sich weitgehend zurück – „mit liebend beobachtenden Blick“. Mit vielen von uns blieb er in Freundschaft verbunden. Dafür sind wir – bin ich – ihm sehr, sehr dankbar. Abschließend möchte ich über Rainer folgendes sagen: er folgte in seinem Leben konsequent einer bestimmten Aufforderung, einer Aufforderung, die ich für sehr nachahmenswert halte, nämlich:

„Man muss lachen und weinen, lieben, arbeiten, genießen und leiden – so viel wie möglich nach dem Maße unserer Fähigkeit in Schwingung sein.“ (Gustave Flaubert)

Wir werden unseren Kollegen, Univ.-Prof. Dr. Danzinger und Freund Rainer sehr vermissen.

HR FH-Prof. iR Mag. Dr. Klaus POSCH – Wien/Graz am 21.1.2023


Psychotherapiegesetz – NEU

Im Januar 2022 wurde vom Gesundheitsministerium bekanntgegeben, dass ein neues Psychotherapiegesetz ausgearbeitet wird. Das löste eine Vielzahl von Diskussionen aus. Die wichtigsten Diskussionspapiere finden Sie unten.


Sendung – Psychoanalyse in Zeiten von Corona

Am 10.03.2021 wurde im Rahmen des renommierten Salzburger Nachtstudios eine Sendung zum Thema „Das Virus und das Unbewusste – Psychoanalyse in Zeiten von Corona“ ausgestrahlt. Im Zentrum der Sendung stand die Präsentation von Arbeiten zum Thema, die im Rahmen eines gesamtösterreichischen Wettbewerbs für Kandidatinnen und Kandidaten der Österreichischen Arbeitskreise für Psychoanalyse ausgeschrieben war. Zwei Kandidatinnen der Sektion Graz des APLG haben mit großem Erfolg dabei mitgemacht: Frau Eva MOSER hat den zweiten Platz, Frau Jolana WAGNER-SKACEL den dritten Platz errungen.

“Das Virus und das Unbewusste – Psychoanalyse in Zeiten von Corona”